Eine Frage des Formats. Das richtige Dateiformat für die digitale Bildverwaltung
Ich wette, Sie wurden auch schon mal gefragt, welches das beste Dateiformat für Bilddateien ist! Ich wette noch mal, dass Sie dieselbe Frage auch schon mal jemandem gestellt haben. Aber wer kann hier fachkundig Auskunft geben und wie lautet dann die Antwort? Schlauer Gedanke: Immer zuerst den Hersteller fragen. Also wendet man sich an den Fotografen. Als Produzent der Bilddateien muss er es ja wissen. Denkt man – und hat falsch gedacht. Fotografen leben in ihrer eigenen Welt, in der vor allem die Bildformate zählen, die sich am besten bearbeiten lassen.
Deshalb läuft ein Gespräch oft so oder so ähnlich:
Kunde: In welchem Format liefern Sie uns denn Ihre Bilder?
Fotograf: In welchem Format soll ich sie denn liefern?
Kunde: Ähm, sollten Sie das nicht besser wissen…? Na ja, vielleicht ein TIFF?
Fotograf: Mir egal! Ich fotografiere sowieso auf RAW! Können Sie das öffnen?
Kunde: RAW? Äh, ja – nee, Photoshop haben wir nicht.
Fotograf: Soll ich Ihnen das dann lieber in JPG speichern? In welchem Format denn? Und lieber in 72 oder in 300 dpi?
Kunde: ?
Anders, aber ähnlich ratlos lassen die Software-Hersteller von DAM-Systemen und digitalen Bilddatenbanken ihre Kunden mit der Frage nach dem besten Dateiformat zurück. Deren Standardantwort lautet nämlich: Ganz egal, unser DAM-System kann alles verwalten. Das stimmt zwar meistens, hilft aber dem Anwender nicht weiter. Er möchte ja wissen, welches Dateiformat die großen Vorteile einer zentralen Bildverwaltung am besten unterstützt.
Fangen wir einfach mal ganz von vorn an und klären auf: Was im Fall von Bildern und Formaten zur initialen Verwirrung beiträgt, ist die Verwechslung von Bild- und Dateiformat. Während das Bildformat lediglich Höhe mal Breite in unterschiedlichen Einheiten angibt, handelt es sich bei dem Dateiformat um die codierte Struktur der Daten. Es gibt verschiedene Dateiformate für unterschiedliche Dokumentarten, zum Beispiel für Texte, Bilder, Vektorgrafiken und Bewegtbilder und natürlich gibt es für jede dieser Dokumentarten zahlreiche Dateiformate, sonst würde wir ja gar nicht nach dem bestem für Bilddateien fragen müssen.
Die verschiedenen Formate lassen sich in offen und geschlossen und in komprimiert und nicht komprimiert unterscheiden. Beides sind Aspekte, die bei der Bildverwaltung eine Rolle spielen. Offen nennt man diejenigen Dateien, die in dem Format der jeweiligen Anwendungssoftware gespeichert wurden – und in ihr auch jederzeit editierbar sind. Bei geschlossenen Formaten gestaltet sich das Bearbeiten schwieriger – das beste Beispiel sind natürlich PDF. Die Kompression oder Komprimierung von Dateien führt dazu, dass Daten verdichtet werden und deshalb weniger Speicherplatz benötigen. Qualitätsverluste, die dabei zwangsläufig entstehen, sollen im Idealfall außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsbereichs liegen. Ein weiterer Aspekt bei der Bewertung verschiedener Formate ist natürlich deren Verbreitung. Auch wenn man den Wert von Exoten und Raritäten zu schätzen weiß – als Archivstandard will man sie doch eher nicht haben.
Betrachten wir also vor allem die gängigsten Dateiformate für rasterbasierte Bilddateien. Das sind RAW, PSD, TIFF, JPG, PNG und vielleicht noch GIF. Jetzt stellt sich also die Frage, welche dieser Formate am besten geeignet sind, um sie in einem DAM-System zu verwalten, zu verwenden und mit anderen zu teilen. Werfen wir einen Blick auf ihre Vor- und Nachteile:
RAW: Schon ein RAW zu identifizieren, erfordert Erfahrung. Fast jeder Kamerahersteller hat sein eigenes Format und seine eigene Dateierweiterung: NEF, CRW, DNG, ORF – kommt alles vor. Viel wichtiger aber ist: Ein RAW ist kein Foto! Wenn Sie so wollen, ist RAW wie ein Negativfilm, der noch nicht im Entwickler geschwommen ist. Auch wenn es zunächst anders erscheint. Aber das, was Sie sehen, wenn Sie ein RAW öffnen können, ist lediglich ein Voransichtsbild im JPG-Format. Es ist auch das, was der Fotograf auf seinem Kameramonitor sieht, um Ausschnitt und Perspektive zu beurteilen. Der Name sagt es eigentlich bereits. Bei RAW handelt es sich um rohe Daten des Kamerasensors, noch nicht zugerichtet für das menschliche Auge. Diese Daten müssen mit dem entsprechenden Programm erst zu einem Bild zusammengefügt werden. Dabei erlaubt das Format dem Profi wesentlich mehr Gestaltungsfreiraum als die Instant-Einstellungen des JPGs – was das Format für Fotografen so wichtig macht. Sobald das RAW entwickelt ist, besteht es aus zwei Dateien, die nur zusammen das entwickelte Bild ergeben. Und genau darin liegt auch die Gefahr, wenn Sie RAW-Formate in der Bilddatenbank als Standardformat definieren. Wird nur eine Datei heruntergeladen, etwa weil der Nutzer von der anderen schlicht nichts wusste, ist die Bilddarstellung verfälscht. Allein diese Möglichkeit stellt die zentrale Bildautorität in Frage, die Ihrem DAM-System im Unternehmen zukommen soll. Noch größeren Schaden an dem offenen Format kann der Laie durch versehentliches Löschen der Sidecar-Datei anrichten. Dass RAW-Dateien exorbitant groß sind, ist ein weiteres Argument gegen das Format als Standard einer Bilddatenbank.
PSD: Die Erweiterung PSD steht für eine Photoshop-Datei. Solche Dateien entstehen meist dann, wenn ein Grafiker ein Bild bearbeitet hat. Bei Photoshop lassen sich mehrere Ebenen anlegen, die wie Folien über das Ursprungsbild gelegt werden. Mit diesen Ebenen lassen sich während des Gestaltungsprozesses Korrekturen vornehmen. Die Ebenen bleiben beim Speichern im PSD erhalten und stehen beim nächsten Öffnen in Photoshop auch wieder zur Verfügung. Deshalb erfordern PSD-Dateien auch sehr viel Speicherplatz. PSD-Dateien sind also wie Fotos, die fertig belichtet sind, aber noch nicht im Fixierer gebadet haben. Das PSD eignet sich deshalb genauso wenig für Ihre Bildverwaltung wie das RAW. Zum einem kann man die Bildformate nur mit spezieller Software öffnen. Wenn das aber dem Ungeübten gelingt, ist zum anderen die Gefahr sehr groß, unbeabsichtigt Veränderungen in der Datei vorzunehmen. Also ganz klar, wenn Sie offene Dateiformate archivieren wollen dann bitte im Tresor – Öffnungscode nur den Bildprofis verraten!
TIFF: Rastergrafiken können im TIFF-Format verlustfrei gespeichert werden und sind in der professionellen Bildbearbeitung sicher das beste Format. Sie eignen sich für die elektronische Langzeitarchivierung und gelten deshalb in vielen Staats- und Landesarchiven als Standard. Außerdem sind TIFF sehr verbreitet und lassen sich mit fast allen Bildprogrammen und Viewern öffnen. Für den Laien sind TIFF manchmal etwas schwer anzulegen, da beim Speichern eine Reihe von mysteriösen Spezifikationen abgefragt wird. Außerdem sind TIFF sehr groß und benötigen viel Speicherplatz. Um sich für oder gegen TIFF zu entscheiden, sollten Sie über die Hauptaufgabe Ihres DAM-Systems nachdenken. Geht es darum, einen kleineren Bildbestand professionell zu verwahren und ab und an selbst Printprodukte von Ihren Assets zu erstellen, sind TIFFs eine gute Wahl. Wenn Ihr Bildmanagement aber durch Agilität punkten soll und es vor allem darum geht, fertige Bilder zu suchen, zu teilen, online zu stellen oder weiterzuleiten, erweist sich das behäbige TIFF schnell als zu unhandliches Format. Ihr praktisches Einsteckalbum würden Sie ja auch nicht mit Plakatwänden bestücken wollen.
JPG und PNG: Sie purzeln aus jeder Kamera. Vor allem das JPG ist sehr verbreitet und universell einsetzbar. Es lässt sich mit 99% aller Anwendungen öffnen und jeder kennt es. Der Speicherbedarf ist wegen der hohen Komprimierung gering. Die Kehrseite der Medaille: unwiederbringliche Qualitätsverluste. Fotografen und Archivare rümpfen hier eher die Nase, für sie sind JPGs die Polaroids unter den Fotografien. Etwas unbekannter ist das PNG-Format. In den letzten Jahren hat es vor allem als Web-Format an Bekanntheit und Zuspruch gewonnen. Der entscheidende Vorzug dem JPG gegenüber ist, dass das PNG auch transparente Bildbereiche speichern kann. Das ist für Unternehmen ein großer Vorteil, die Bilder ihrer Produkte als Freisteller in der Bilddatenbank haben. Da PNG nicht den gleichen, hohen Verbreitungsgrad wie die JPGs vorweisen können, gibt es vielleicht noch die eine oder andere Anwendung, die sie nicht handlen kann. Ob solche in Ihrem Unternehmen eine Rolle spielen, sollten Sie natürlich klären, bevor Sie sich dem PNG verschreiben.
GIF: Totgesagte leben länger, das gilt für die GIF. Das 80er Jahre-Format war schon fast weg vom Fenster, da erlebte es in den 2010er Jahren ein großes Comeback. Das lag vor allem daran, weil es sich so gut für Animationen nutzen lässt. Man kann es deshalb als Daumenkino unter den Bildern betrachten. Zur Bildarchivierung ist das Format weder gedacht noch geeignet. Dagegen spricht schon sein zu geringer Farbumfang. Wenn Sie in Ihrem Unternehmen für bestimmte Zwecke häufiger Bilder als GIF benötigen, sollten Sie im DAM-System eine Aktion anlegen, die Ihnen automatisch ein GIF-Derivat Ihrer Ursprungsdatei liefert.
Fazit: Das JPG ist in vielen Fällen die Ursprungsdatei bei der Aufnahme mit der Kamera oder bei Bildern von Agenturen. Jeder kennt es, kann es öffnen und die möglichen Verluste sind mit dem Auge in der Regel nicht zu erkennen. Verwalten Sie viele Bilder und setzen Sie auf agile Prozesse, punkten die JPG zusätzlich durch ihren geringen Speicherplatz. Kommen Ihre Assets aus der grafischen Produktion und werden in TIFF oder PSD angeliefert, stellt das Konvertieren der Datei in PNG eine echte Alternative dar. Der größere Farbumfang und die Transparenz sind gute Argumente für das PNG und der Grund dafür, warum das JPG immer mehr vom PNG verdrängt wird.