In Zukunft geht noch was. Funktionen für das Bildmanagement von morgen (Teil 2)
Nichts ist so gut wie das, was wir selber machen! Das trifft vielleicht nicht für alles und jeden zu. Aber je länger wir uns intensiv mit dem Thema Digital Asset Management auseinandersetzen, umso häufiger fallen uns Dinge auf, die wir anders und besser umsetzen würden. Natürlich hat jeder bei MAGmove eigene Ideen. Deshalb kommt bei der Frage nach dem perfekten DAM-System das ganze Team zu Wort. Aus allen Wünschen haben wir unseren ganz persönlichen Wunschzettel zusammengestellt. Hier kommen Wunsch sechs bis zehn. Unsere früheren Wünsche verzeichnet Teil 1.
(Lena Treusch, Archivarin)
Wunsch 6: Bildvorhersage
Ja, ja, ja, können ein paar KI-gesteuerte Module ja schon. Und nein, unsere Archivarin Lena meint nicht die Objekterkennung, sondern eine Vorschlagsliste. Mit der sogenannten KI Objekterkennung können wir nichts anfangen. Wir brauchen keine aus dem Netz zusammengesuchten Stichworte. Sie würden die DAM-Systeme unserer Kunden nur verwässern, deren Vokabular wir auf Basis der jeweiligen Unternehmensterminologie anlegen und nicht unkontrolliert wuchern lassen wollen. Wo nach Lenas Meinung etwas Technik am Start sein könnte, wäre bei einem Empfehlungsdienst, auch „Recommender“ genannt. Dafür brauchen wir auch keine KI, sondern nur etwas schnöde Statistik. Damit lässt sich schnell errechnen, welche Begriffe gern kombiniert werden. Ganz nach dem Motto: „Archivare, die folgende Tags vergaben, nutzten auch…“ Kann Amazon schon lange. Kann doch nicht so schwer sein, ein DAM-System damit aufzustocken.
(Rainer Gootz, Fotoredakteur)
Wunsch 7: Wo komme ich her, wo gehe ich hin?
Und nicht zu vergessen: Wie oft war ich schon da? Eine nicht ganz unberechtigte Frage, die man den besten Bildern im System häufiger mal stellen sollte. Schließlich werden sie immer wieder gerne genutzt, möglicherweise zu gerne. Die Antwort wäre ein Eintrag im Verwendungsnachweis – im Übrigen ein Lieblingsfeld unserer Kunden. Um so einen Verwendungsnachweis automatisch zu generieren, müssen Bilder in das Folgesystem „eingecheckt“ und „ausgecheckt“ werden. Aber wer hat schon so fein aufeinander abgestimmte Systeme? Im Alltag ist das daher zähe manuelle Archivarsarbeit. Aber Rainer hätte eine Idee, wie sich das etwas praktischer gestalten ließe. Und hier wäre wirklich mal Platz für etwas KI und Machine Learning. Die protokolliert wie ein Makro bei Übergabe in das Folgesystem Datum, Objekt und Position. Das würde nicht nur Rainer helfen, sondern auch dem Kollegen, der möglicherweise nach der Veröffentlichung eine Honoraranweisung an den Urheber vornehmen muss.
(Jens Schönlau, Fotoredakteur)
Wunsch 8: Gib Gas, ich will Spaß!
200 neue Bilder eingetroffen, jetzt erstmal alle mit den Basisinformationen versehen: Titel, Autor, Nutzungsbedingung. Alle markieren, beschriften und… mit der Stirn auf die Tischplatte fallen, weil der Prozess wieder ewig dauert. Dabei wartet noch einiges mehr, was zu sortieren, zu beschriften und zu versenden ist. Jens kann nicht glauben, dass die Rechenprozesse so linear ablaufen müssen. Die Software liegt doch oft schon in der Cloud oder auf dem Server des Kunden, da kann man doch ein paar Prozesse parallel laufen lassen. Warum sind Anwender blockiert, wenn doch die Beschriftung der Bilder mit dem sichtbaren Thumbnail gar nichts zu tun hat? Glauben denn die Softwarearchitekten, dass wir nie mehr als 10 Bilder auf einmal verarbeiten? Also bitte! Ein bisschen mehr Innovation bei der Prozessarchitektur. Und wenn Ihr gerade dabei seid: Jens würde auch gerne noch darüber informiert werden, wie weit der Rechenprozess vorangeschritten ist, wie lange er noch braucht und ob nach Abschluss auch wirklich alles da gelandet ist, wo es hinsollte. Die Download-Funktion in jedem Browser kann hier Vorbild sein.
(Ljuba Greulich, Key-Account Manager)
Wunsch 9: DNA-Test für Bilder
Ljuba weiß, womit sich bei DAM-Kunden punkten lässt. Ganz oben auf der Liste: Irgendein Mittel gegen die lästigen doppelten oder scheinbar doppelten Bilder im System, die sich am Ende doch in einem Detail unterscheiden. Deshalb wünscht Ljuba sich einen tausendprozentig zuverlässigen und intelligenten Dubletten-Scanner. Einen Türsteher, an dem garantiert kein Bild zweimal vorbeikommt. Und der sich auch nicht austricksen lässt. Auf getarnte Dubletten fällt der Dubletten-Scanner jedenfalls nicht rein. Deshalb erkennt er auch veränderte und bearbeitete Varianten eines Bildes oder Hochformate, die mal Querformate waren. Um den Dubletten-Scanner mit ultimativer Genialität auszustatten, identifiziert, markiert und erläutert er schließlich noch die abweichenden Bildbereiche. Da fällt die Wahl dann plötzlich ganz leicht und Bilder zu löschen stellt auch keine unüberwindliche Barriere mehr dar. Die Belohnung: ein herrlich aufgeräumtes und sauberes System.
(Harriet Scharnberg, Projektleiterin)
Wunsch 10: Heute leider kein Foto für Dich
Unscharf, verdeckt, Augen zu: Schlechte Bilder braucht kein Mensch. Sie gehören in keine Sammlung, Mappe oder Bilddatenbank, sondern schlicht in den Müll. Leider fehlt häufig der Mut, schlechte Bilder einfach zu löschen. Harriet plädiert deshalb für etwas digitale Schützenhilfe. Die Entscheidung zum Löschen würde vielen leichter fallen, wenn sie von einer technischen Instanz empfohlen würde. Einfach so: Motivreihe auswählen, Algorithmus anschmeißen. Der vergleicht Werte wie Schärfe, Belichtung, Proportionen, Kontrastumfang, offene Augen etc. Die Bildauswahl wird dann entsprechend ihrer Güte sortiert. Ergänzt man die prozentuale Angabe, wie viele Bilder der Serie in das DAM übernommen werden sollen, spricht das System eine Löschempfehlung für die schlechteren Bilder aus. So gelangen nur die besten Bilder von einem Motiv in den Medienpool – die anderen müssen leider nach Hause fahren.
Fazit
Gute Ideen kommen bekanntlich unter der Dusche oder bei der Arbeit. So auch unseren Kollegen. Die meisten davon sind nicht mal utopische Hirngespinste, sondern bewegen sich im Bereich des einfach Machbaren, wie zum Beispiel Spracherkennung und intelligente Sortierung. Ein DAM-System von der Stange zu verkaufen und mit ein paar Sonderausstattungen aufzufüllen, ist zwar einfach, aber damit ist es eben nicht getan. Was wir uns wünschen sind Innovation und Passgenauigkeit, wie bei einem Maßanzug oder einem schönen Kleid vom Schneider. Liebe Hersteller, wir sind viel ungleicher als ihr denkt, baut modular und lasst euch öfter was Neues einfallen.